Ăber die Entscheidung zur Vernichtung der europäischen Juden Diese Buch zieht alte Gewissheiten in Zweifel, es Ăźberwindet die erstarrten Diskussionsfronten, denen zufolge Hitler allein die Vernichtung der Juden befohlen habe oder das strukturelle Chaos des NS-Systems gewissermaĂen ungewollt in den VĂślkermord gemĂźndet sei. Gerlachs Beiträge stellen schon jetzt einen fraglos unverzichtbaren Teil der internationalen Holocaust-Forschung dar. Der Berliner Historiker Christian Gerlach, der mit seinem Aufsatz Ăźber den Dezember 1941, dem Monat, in dem Hitler die Entscheidung bekanntgab, nunmehr alle europäischen Juden zu ermorden, unlängst fĂźr internationales Aufsehen sorgte, untersucht in den vorliegenden Studien den Verlauf und die Motive der Entscheidung der NS-FĂźhrung zum VĂślkermord. Der Band, der unter anderem auch diesen Aufsatz in Ăźberarbeiteter Form enthält - Gerlach geht im Nachwort auch auf die Argumente seiner Kritiker ein - konzentriert sich auf die Jahre 1941 und 1942, in denen mit dem Krieg gegen die Sowjetunion die Mordplanungen fĂźr Millionen Menschen einsetzten und die Vernichtungslager im Osten errichtet wurden. Die Ergebnisse seiner Forschungen stellen herkĂśmmliche Interpretationen in Frage. Gerlach zufolge hatte der Mord an den Juden seine Ursache nicht allein in der antisemitischen Weltanschauung, sondern bildete einen integralen Bestandteil der deutschen Eroberungs- und Besatzungspolitik. Sie verurteilte Millionen der dort lebenden Menschen zum Tode, allen voran Juden und sowjetische Kriegsgefangene, um das eigene Heer aus den besetzten Gebieten zu ernähren und damit Ernährungsbilanz und Nachschub zu entlasten. Der Mord an den europäischen Juden, an den Kriegsgefangenen und Teilen der ZivilbevĂślkerung war in der Perspektive der NS-FĂźhrung unverzichtbar, wenn sie den Krieg noch gewinnen wollte. Der neue Aufbruch in der Holocaust-Forschung ist sicher auch auf die Ăffnung der osteuropäischen Archive zurĂźckzufĂźhren, die bislang unbekannte Dokumente zu Tage fĂśrderte. Vor allem aber hat sich eine neue Historikergeneration von den Ăźberkommenen Kontroversen der Vergangenheit gelĂśst, stellt neue Fragen und versucht Sie betont empirisch zu beantworten. Christian Gerlach, Jahrgang 1963, gehĂśrt zu diesen jungen Wissenschaftlern, von denen GĂśtz Aly schrieb, daĂ sie "jenseits der ideologischen Aufgeregtheit der achtziger Jahre argumentieren, kenntnisreich und beklemmend genau."Christian Gerlach, geboren 1963, Historiker in Berlin, promovierte mit der vorliegenden Arbeit 1998 an der TU Berlin. In der Hamburger Edition erschien: Krieg, Ernährung, VĂślkermord. Forschungen zu deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg,1998; Mitherausgeber von: Peter Witte u.a. (Hg.), Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42, Hamburg 1999.