Die Verhältnisse in Berlin sind nicht nur extremer, sonder auch unübersichtlicher als im Rest der Republik. Eine muslimische Ladenbesitzerin plädiert für schnellen Sex im Treppenhaus. Ein Immobilienspekulant schimpft über den Kapitalismus. Eine Aussteigerin macht sich Sorgen um die Zukunft ihres jüngsten Sohns. Der heißt Mario, ist Anfang dreißig und lebt in einer WG in der Adalbertstraße. Eines Tages tauchen die Rumänen auf: mittellose und seit kurzem auch wohnungslose Bauarbeiter vom Potsdamer Platz, die vergeblich auf ihre Löhne warten. Als einstige Nachbarn genießen sie bis auf weiteres Asylrecht in der WG-Küche. Doch weil Mario die fettigen Pfannengerichte und das "Kusturica-Geklimper" aus dem Radio nicht mehr erträgt, faßt er mit seinen Mitbewohnern einen Beschluß. Sie werden den Freunden zur Seite springen - und das Geld für sie eintreiben. So wird aus der Wohngemeinschaft ein gefürchtetes Inkasso-Unternehmen für Einsätze aller Art. Nachdem Mario ein Verhältnis mit der Ladenbesitzerin Melek begonnen hat, kommt er mit seinen neuen Aktivitäten ausgerechnet seinem geschäftstüchtigen Bruder in die Quere. Raul Zeliks neuer Roman - inspiriert von einem mit Detlev Buck gemeinsam verfaßten Drehbuch - ist ein packendes und herzzerreißend komisches Porträt einer Gesellschaft im Umbruch. Mag sein, daß die allgemeine Stimmung eher düster ist. Manchmal aber sind es die angeblichen Verlierer, die sich von einer Krise nicht verunsichern lassen. Schon gar nicht, wenn es eine Krise grundsätzlicher Art ist.